
Da ratterte der Van über die holprigen Straßen des Canons. Das Dröhnen des lauten Motors machte mich schläfrig. Immer wieder fielen mir die Augen zu. Dieser alte klapprige Van, mit den bunten Blümchen. Ich hasste und liebte ihn. Waren wir bald da? Neben uns rauschte der Fluss, welcher vom See zum Meer führte. Matthew war ein guter Fahrer, doch so ganz konnte er die vielen kleinen Steine und Huckel nicht verbergen, die ihm das Lenken erschwerten.
Plötzlich und mit einem lauten Knall kam der Van zum stehen. Unter der Motorhaube kam schwarzer Rauch hervor und Matthew fluchte wie wild. „Das auch noch“, dachte ich mir und wir stiegen alle vier aus dem Auto. Emilia, meine beste Freundin, sah schon wieder so ängstlich aus. „Schatz, was ist denn los?“, frage sie an Matt gerichtet. Er fluchte nur und ging zur Motorhaube. Ich und Arthur sahen uns an und ich zuckte nur kurz mit den Schultern. Nichts brachte mich so schnell aus der Fassung. „Was los mit dem Van?“, fragte Arthur. Während Matt nun mittlerweile halb im Motorraum verschwunden war, brummte er: “Ich glaub der Kühler ist hin und die Zündung macht auch mucken. Keine Ahnung was wir jetzt machen sollen.“ Ich ging einmal um das Fahrzeug herum und öffnete den Kofferraum. Darin waren unsere ganzen Sachen, ich schulterte meinen Rucksack mit dem Proviant und den Taschenlampen und ging wieder nach vorn: “Tja, dann lasst uns mal Hilfe suchen gehen.“ Arthur war da genauso pragmatisch wie ich und nahm auch seine Sachen:“ Die Zelte und alles können wir ja hier lassen und nur das Nötigste mitnehmen.“ Matthew knallte die Motorhaube zu und ging brummelnd und motzend seine Sachen holen.
Wir vier trampelten nun den Weg weiter und waren nicht mehr so gut gelaunt, wie noch am Anfang unserer Reise. Nach langem Laufen hatten wir immer noch keine Menschenseele gesehen und schon gar kein Auto. Langsam wurde es dunkel und der große helle Vollmond kam hinter den Bergen hervor. „Es wird dunkel, wollen wir zum Van zurück und einfach dort unser Lager aufschlagen?“, fragte ich und wir blieben stehen,“ um den Rest kümmern wir uns dann einfach Morgen, wenn es hell ist. Da haben wir mehr Chancen auf Hilfe.“ Emilia war sofort dafür, denn sie hatte Angst im Dunkeln. Was sie dazu brachte, dann einen Campingausflug machen zu wollen, blieb mir für immer ein Rätsel.
Wir gingen zurück und schlugen unser Lager auf, am Rande des Weges, etwas zurückgezogen. Wir entschlossen uns nur zwei Zelte aufzubauen. Arthur hatte mal wieder Hunger und werkelte am Lagerfeuer, als ich ein heulen in der Ferne vernahm. Ich beachtete das nicht weiter und half weiter beim Aufbau.
Endlich war alles aufgebaut und wir liesen uns ans Lagerfeuer plumpsen. Emilia holte Ihre Gitarre aus dem Van und begann ein wenig zu spielen. Es war immer wieder ein Fest sie so spielen und singen zu hören. Sie wirkte dann immer als wäre sie in einer eigenen Welt, keine Angst mehr und völlig vertieft. Matt begann zu gähnen und wir alle wollten nun etwas schlafen.
Es war ruhig um uns herum, nur das Grillenzirpen und das rauschen des Flusses war zu hören. Nach einigen Stunden, in denen ich mich nur hin und her wälzte, hörte ich plötzlich ein lauten Knurren, direkt neben dem Zelt von mir und Arthur. Ich stupste ihn an und flüsterte: “Arthur! Da ist etwas...sollten wir nachsehen?“ Er brummelte nur und drehte sich auf die Andere Seite. Gut! Dann eben ohne ihn. Ich schnappte mir meine Taschenlampe und zog meine Turnschuhe an, dann verlies ich leise das Zelt. Als ich den Strahl meiner Lampe über das kleine Lager schweifen lies, starten mich plötzlich rot glühende Augen an. Im ersten Moment dachte ich, es wäre nur die Glut von den Resten unseres Feuers, doch dann bewegten sie sich und ich sah die langen Beine und das aufgerissene Maul. Vor mir stand ein Wesen, was ich so noch nie gesehen habe. Es ertönte einen heulen und ich hörte wie Emilia vor Angst aufschrie. Das Geschöpf, wand sich von mir ab. Ich sah, dass Emilia da stand wo es sich hin drehte. Oh Gott, was soll ich nur tun? Verschlafen taumelten nun auch Arthur und Matthew aus den Zelten. Ich gab ihnen leise zu verstehen, dass sie ruhig sein sollen. Ich sah neben dem Zelt einen Topf stehen und entschied mich in Sekunden schnelle. Laut klopfte ich auf ihn und schrie das Monster an. Seine roten Augen starrten mich und langsam drehte es sich um. Ich bekam unglaubliche Angst und rannte und rannte. Hauptsache weg vom Lager! Das Wesen war mir dicht auf den Fersen. Ich hörte seinen rasselten Atem hinter mir. Sein markerschütterndes Heulen
ertönte. Ich bekam eine Gänsehaut, doch in meinem Kopf war nur, lauf! Lauf einfach weiter! Meine Glieder schmerzten und ich bekam keine Luft mehr. Das Seitenstechen war unerträglich, doch die Alternative war es gefressen zu werden. Was war das für ein Vieh? Es war so schnell! Plötzlich ertönte vor mir ein lautes Heulen. Nie in meinem Leben hatte ich eine solche Angst. Wie Viele gab es von denen?
Ich hechtete in Richtung des Flusses und tauchte ins Nass. Konnten sie schwimmen? In der Dunkelheit konnte ich nicht viel sehen. Hoffentlich ging es den Anderen gut. Die Beiden Monster starten sich nun genau in die Augen. Das Knurren wurde lauter und sie finden an gegeneinander zu kämpfen.
Die Strömung war stark und es trieb mich ein gutes Stück den Fluss hinunter, ehe ich es schaffte ans Ufer zu kommen. Leise und ohne auch nur einen Mucks zu machen schlich ich mich wieder Richtung Camp. Völlig durchnässt, zitternd und noch unter Schock kam ich am Camp an. Was war mit den Anderen? Ging es ihnen gut?
Alles war verwüstet und unsere Sachen lagen überall verstreut. Ich schlich leise hin und versuchte den Van zu öffnen. Ich rüttelte an der Tür. Plötzlich öffnete sich die Tür und ich blickte in Emilias ängstliche Augen. "Grace! Dir geht es gut!", rief sie. Ich legte meine Finger auf ihren Mund: "pssst!" Ich kroch mit in den Van und erblickte dort auch Arthur und Matthew. Beide hatten den Ausdruck von Erleichterung im Gesicht. Schnell schlossen wir wieder die Tür und ich lies mich auf einen Sitz plumpsen. Jetzt kam ich erstmal zu Atem und merkte wie sehr mir mein Körper doch schmerzte. Die Knie waren aufgeschürft und mein Bauch tat mir weh vom vielen Rennen. Ich war so müde, doch wir waren nicht in Sicherheit. Als ich wieder zu Atem kam erzählte ich den Anderen was ich gesehen hatte. "Was sollen wir jetzt machen?", fragte Matt. "Ich weiß es nicht, wir müssen hier weg!", sagte ich. Emilia hatte Tränen in den Augen und wirkte sehr verzweifelt. Mein Kopf ratterte und ich musste mich beruhigen. Arthur schaut nach draußen:" Gerade ist es ruhig, vielleicht sollten wir versuchen irgendwohin zu laufen, wo Leute sind!" "Nein! Wir bleiben einfach hier im Van, da sind wir sicher! Wir haben am Tag schon niemanden gefunden, warum sollte das jetzt anders sein?", fuhr ihn Matthew an. Emilia war sehr ruhig und flüsterte dann:" und wenn wir versuchen ihn zu reparieren?" Wir vier dachten angestrengt nach und nach einigem hin und her, einigten wir uns darauf es zu versuchen. Langsam öffneten wir die Tür und stiegen aus. Meine Taschenlampe hatte ich beim Rennen verloren. Vorsichtig und ohne viel zu reden, durchsuchten wir unsere Sachen nach Dingen die helfen könnten. In der Ferne ertönte wieder das laute Heulen eines der Wesen. Emilia zuckte zusammen und ich nahm sie in den Arm. "Alles wird gut!", sagte ich obwohl ich mir so langsam nicht mehr so sicher war. Arthur hatte seinen Baseballschläger aus dem Van geholt: "Am Besten sollten wir uns bisl bewaffnen. Wir wissen nicht ob sie wiederkommen." Ich stimmte ihm zu und suchte die Umgebung ab. Gleich in der Nähe fand ich ein paar dicke Stöcke und verteilte sie an die anderen Beiden. Arthur zog sich das T-Shirt aus und riss es in Streifen und verteilte sie:" Hier wickle das um den Stock und wir zünden das dann an. Feuer sollte sie vielleicht abschrecken." Wir taten wie er gesagt hatte und Matthew fing an am Motor zu schrauben.
Plötzlich war das Heulen direkt hinter dem Van zu hören. Wir schreckten zusammen und ich nahm meine behelfsmäßige Waffe fester in die Hand. Langsam kam eines der Wesen um den Wagen und Arthur erhob den Baseballschläger. Das Monster knurrte uns an und starte uns mit seinen roten Augen an. Arthur rannte hin und schlug mit voller Wucht auf das Wesen ein. Ich war wie erstarrt, dann atmete ich durch und zündete meine Improvisierte Fackel an. Das Schreien von Arthur war furchtbar. Oh mein Gott, er wurde verletzt und sackte blutend auf den Boden. Mich hatte meine Starre verlassen und ich rannte nach vorn und fuchtelte mit der Fackel vor dem Monster. Es begann zu jaulen und sich zurück zu ziehen. Jetzt war ich völlig im Rausch und schlug ihm auf den Kopf. Es jaulte wie ein Hund und rannte davon. Emilia war neben mir und hatte tatsächlich den Mut gefunden ebenfalls zuzuschlagen. Wir schauten uns an und wir wussten nicht was gerade passiert war. Dann rannten wir zu Arthur und sahen das er eine große Blutende Wunde am Bauch hatte. "Hol schnell den Erste-Hilfe-Kasten!", schrie ich Emilia an, nahm meine Jacke und drückte sie auf die Wunde. "Es wird alles gut!", versuchte ich Arthur zu beruhigen. Er stöhnte vor Schmerzen und ich wollte einfach weinen. Da hörte ich hinter mir ein Rattern und der Motor des Vans sprang an. "Jaaa!", hörte ich Matthew jubeln. Eine erste Erleichterung machte sich in mir breit, aber wir waren noch nicht aus der Gefahr. Mit vereinter Kraft trugen wir den Verletzten in den Van und stiegen ein. Matthew fuhr los und ich versuchte bei der holprigen Fahrt Arthur zu verarzten. Immer wieder schauten wir ängstlich nach hinten. Blut verschmiert, nass und dreckig hofften wir nun endlich in Sicherheit zu sein...
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